Lebensmittel aus der Stadt und für die Stadt: Urban Ag
Wisst ihr noch, der Lockdown? Der fast schon kalifornische Schweizer April 2020 kombiniert mit der geschlossenen Gastronomie, verwaisten Läden und leeren Strassen? Diese Zeit scheint schon weit in der Vergangenheit zu liegen. Zu viele News sind seither auf uns eingeprasselt, zu schnell hat sich die Lage täglich verändert.
Geblieben ist die Hoffnung, dass unser Wirtschaftssystem zu Anpassungen fähig ist, dass sie teils sogar schon vorgenommen werden. Eine dieser Anpassungen an geänderte Umstände ist die zunehmende Verbreitung von städtischer Landwirtschaft, auch als «Urban Ag» bekannt (Ag ist das beliebte Kürzel für Agrikultur in der weltweiten Community der Bodenbewussten). Darüber gelesen haben wir kürzlich auf der progressiven Platform civilieats.com: In einer tollen Geschichte erzählt Journalist und Stadtbauer Jason Mark von seinen Erfahrungen im Kollektiv Alemany Farm in San Francisco, das er vor 15 Jahren mitbegründet hat und wo auf einem kleinen Landstück zwischen Autobahnbrücken und Häusern jährlich rund 10 Tonnen Lebensmittel angebaut werden.
Der Wunsch nach mehr Landwirtschaft in der Stadt ist nicht nur im notorisch progressiven San Francisco verbreitet. Auch in New York führte Corona zu einer sprunghaft erhöhten Nachfrage nach Lebensmitteln aus vertrauenswürdigem Anbau, der gleichzeitig Gelegenheit für eine Freizeitgestaltung unter Einhaltung der Distanzregeln darstellte. Dies dokumentierte eine Geschichte über den Brooklyner Community Garden Tehuti Ma’at in der New York Times.
In der Schweiz war eine ähnliche Entwicklung spürbar, wobei hier weniger Gemeinschaftsprojekte nachgefragt sind als die guten alten Schreber- oder modern: Familiengärten. Bereits im April verspürten zum Beispiel die Verwaltungen der beliebten Pflanzblätze in städtischem Umfeld eine plötzlich steigende Nachfrage – die übrigens schon in den zurückliegenden Jahren nicht eben tief war. Einen kleinen Garten zu haben und dort eigenes Gemüse anzubauen, ist für zahlreiche junge Familien eine der zuverlässigsten Möglichkeiten, in Verbindung mit der Natur zu bleiben und den Kindern zu zeigen, dass der Salat auf unserem Tisch nicht aus der verschweissten Plastikschüssel kommt. Wie die Hamsterkrise im Zug der Corona-Pandemie gezeigt hat, gibt es ein verbreitetes Gefühl, dass auf die Nachschubketten der grossen Lebensmittelhändler im Notfall nicht unbedingt Verlass ist. Seither breitet sich in tendenziell progressiven urbanen Milieus der Wunsch nach direkter Versorgung durch Bauern aus dem Umland der Städte aus, ergänzt durch selbst angebaute Lebensmittel.
Wir von Soil to Soul sind überzeugt, dass das Bedürfnis nach Naturverbundenheit und das erschütterte Vertrauen in die Lebensmittelindustrie langfristig eine der positiven Auswirkungen der Pandemie sein werden – je näher Essen beim Ort seines Konsums angebaut wird, desto weniger Energie wird in den Transport investiert und desto saisonaler ist die Ernährung. Wir freuen uns, wenn ihr uns per Mail über eure Gartenprojekte informiert und kommen auch gerne mal zu Besuch!