KUORI: Wir wollen die Schuhindustrie revolutionieren

17. Feb 2022

Gastbeitrag von : KUORI

© Bild 1 : Sarah Harbarth, Alina Saladin
© Bild 2 | 3: Sarah Harbarth

Magazin

Das Konzept KUORI (Finn. für Schale) erregte sofort Aufmerksamkeit, sowohl in den Medien als auch in der Öffentlichkeit, als Sarah Harbarth im Jahr 2020 zum ersten Mal darüber in den sozialen Medien schrieb. "Die Leute fragten: 'Wo kann man das kaufen?' Sie waren Feuer und Flamme dafür und die Community wurde immer größer.“

“Moment mal“, sagte sich Sarah Harbarth während ihres Studiums des Industriedesigns an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) 2019, “wir importieren all diese Bananenschalen und machen nichts damit? Das scheint irgendwie falsch zu sein.“
Zwei Jahre später trägt dieser erste Impuls Früchte: Harbarth ist nun eine vollwertige Produktdesignerin und leitet das Start-up Projekt KUORI, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Schuhindustrie zu revolutionieren, indem es Sohlen mit Zusatz von Bananenschalen und anderen organischen Abfallstoffen herstellt.

Der Bananenkonsum in der Schweiz wächst seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Allein 2019 wurden 97.000 Tonnen der aus tropischen Regionen stammenden Frucht importiert. Viele tausende Tonnen davon landen als organischer Abfall im Müll. Das biologisch abbaubare Material, das sich im Gegensatz zu synthetischem Kautschuk unter bestimmten Bedingungen zersetzen soll, erfüllt mehrere Kriterien in Bezug auf Nachhaltigkeit: Es recycelt Abfälle - und schafft damit einen Mehrwert - (Upcycling); es verlängert den Lebenszyklus von Ressourcen (Cradle-to-Cradle-Ansatz und Kreislaufwirtschaft); und nicht zuletzt trägt es zum Kampf gegen die Verschmutzung durch Mikroplastik bei, indem es die Menge an Partikeln, die durch Abrieb in die Umwelt gelangen, verringert. Gemäss einer Studie des Fraunhofer Instituts reibt jeder einzelne Mensch pro Jahr 109 Gramm Mikroplastik ab. Bei 83 Millionen Menschen, die in Deutschland zu Fuß unterwegs sind, summiert sich das auf 8,3 Millionen kg Mikroplastik, die jedes Jahr allein durch das Gehen in die Natur gelangen.

“Letztendlich soll kein Mikroplastik in unsere Umwelt gelangen. Alles, was wir der Natur entnehmen, soll wieder in die Natur zurückgeführt werden, ohne ihr zu schaden.“

Nachdem KUORI auch international Beachtung fand, entschloss sich die Autorin ihre Forschung zur Materialentwicklung mit einem interdisziplinär zusammengestellten Team weiter voranzutreiben. Die Forschungsarbeit hat im September 2021 mit finanzieller Unterstützung der Gebert Rüf Stiftung am Institut für Kunststofftechnik gestartet und konzentriert sich jetzt auf die Entwicklung eines marktfähigen Materials für Schuhsohlen. Auch nach Ablauf der ersten Pilotphase im Februar 2022, konnte das KUORI Team dank Erreichung aller Meilensteine die Förderstiftung nochmals überzeugen und erhält weitere finanzielle Mittel.

“Wir wollen die Schuhindustrie revolutionieren, indem wir anders denken. Wir streben danach, Produkte mit natürlichen, abbaubaren Materialien zu entwerfen - eine Kreislaufwirtschaft ist die Zukunft unseres Alltags.“

Noch ohne ein gegründetes Unternehmen zu sein, sieht sich Harbarth bereits mit den klassischen Herausforderungen einer Jungunternehmerin konfrontiert. Momentan befasse sie sich weniger mit Design, sondern mit strategischen Fragen rund ums Thema Wachstum und Finanzierung. In naher Zukunft steht für KUORI ein nächster grosser Schritt an. Harbarth verrät: «Wir bereiten momentan eine Unternehmensgründung vor und möchten noch dieses Jahr eine Pre-Seed Finanzierungsrunde starten.» Dazu ist sie schon mit einigen Venture Capital Funds und Business Angels im Kontakt. Leider gäbe es aber gerade in der Schweiz sehr wenige Frauen, die in Start-Ups investieren. «Es wäre grossartig, wenn wir eine weibliche Angel-Investorin finden würden, die Nachhaltigkeit lebt und fördern möchte.» Interessent:innen finden hier weitere Informationen zu KUORI.

Ein grosses Dankeschön an Sarah Harbarth und KUORI!



Quellen: