Früchte essen – gesund, aber nicht immer

Magazin

Fünf Mal täglich sollen wir bekanntlich Früchte und Gemüse essen, und zwar möglichst in rohem Zustand. Das ist für uns wegen zahlreicher Faktoren gesund, denn Rohkost liefert ursprüngliche Vitamine und Spurenelemente, trägt aber auch mittels gesunder Bakterien und Ballaststoffen zur Gesundheit unseres Mikrobioms bei – du weißt schon: Das sind die Abermilliarden Bakterien, die wir in unserem Darm beherbergen und die dafür sorgen, dass wir unsere Ernährung richtig verwerten können. (Gewisse Experten sagen sogar, dass uns das Mikrobiom hilft, mit dem «Bauch zu denken».) Aber bei aller Liebe zur Rohkost – sie ist nicht zu jeder Tageszeit gut für uns.
So sind zum Beispiel säurehaltige Früchte wie Äpfel oder Ananas für Leute mit empflindlichem Magen nicht besonders geeignet: Sie können Sodbrennen verursachen, also das unangenehme Druckgefühl in der Speiseröhre, welches von einem unausgeglichenen Säurehaushalt im Magen ausgelöst wird. Dies ist besonders der Fall, wenn man sich nach dem Essen gleich hinlegt – aus offensichtlichen Gründen: Die Säure kann dann aus dem schlau gegen Saures ausgekleideten Magen zurück in die Speiseröhre fliessen, die sowas nicht verträgt. Der enthaltene Fruchtzucker, tagsüber beliebt als schnell funktionierender Energielieferant, ist abends für den Körper übrigens ebenfalls nicht das Wahre; er sorgt eher dafür, dass man wach bleibt, als zu beruhigen. Und er hemmt die Fettverbrennung. Falls man Obst wirklich im Übermass des Abends verspeist, wird der Zucker sogar trotz seiner vordergründig «gesunden» Images als Fettreserve angelagert: Kann keiner wollen. Zuckerarme Fruchtsorten, die toll funktionieren, sind Grapefruit, Blaubeere, Himbeere, Papaya, Guave. Eine Handvoll tut nichts. Und wer sich abends nach dem Essen noch etwas bewegt, sollte eh kaum Schwierigkeiten haben.
Auch Salate und grosse Portionen Gemüse sind nicht vollständig problemlos, wenn man sie abends zu sich nimmt. Die in ihnen enthaltenen FODMAPS (fermentable olio-, di-, monosaccharides and polysols) können im Verdauungstrakt zu Fermentation führen. Und die ist zwar momentan äusserst trendy, aber nur ausserhalb unseres Bauches. Passiert die Fermentation in unserem Darm, entsteht Überdruck, wir fühlen uns – aufgebläht! Wir wissen, was das zur Folge hat. Abends also lieber gedünstetes Gemüse zu sich nehmen, keine zu grossen Portionen schöpfen und mit Fett (Oliven- oder Leinöl) nicht sparen. Das hilft beim Verdauen. Ansonsten: Abends möglichst wenig zu essen soll gesund sein und für ein längeres Leben sorgen, weil der Stoffwechsel weniger zu tun hat und das Aufkommen von freien Radikalen im Körper vermindert wird.

Buchtipp dazu: Klaus Oberbeil und Christiane Lentz, «Obst und Gemüse als Medizin», Südwest Verlag, 336 Seiten, CHF 37.90