Mikroplastik in den Böden: Lösbares, aber dringendes Problem
Manche Menschen lassen den Kunststoff-Abfall unserer mobilen Freizeitkultur sorglos liegen – und glauben ihn «entsorgt». Wie im Meer führt dies auch bei unseren Böden zu Problemen durch Mikroplastik. Die Landwirtschaft trägt jedoch entscheidend zur Problematik bei. Es gibt zum Glück Bestrebungen, die Fragestellung zu lösen.
Kunststoffe sind Erdölprodukte und sollten eigentlich nie in die Umwelt gelangen. Die Witterung sorgt dafür, dass Plastik ganz langsam in seine kleinsten Partikel zerfällt – und diese tun niemandem gut. Das Problem betrifft bei weitem nicht nur schludrige Freizeitmenschen, die ihren Müll einfach dem Wind und dem Wetter überlassen, im Glauben, jemand anders werde sich darum kümmern.
Die weltweite intensive Landwirtschaft, auf der unsere riesige Auswahl an stets frischen Lebensmitteln basiert, benötigt ebenfalls viele Millionen Tonnen Plastik, um Felder abzudecken (z.B. für Spargeln und Erdbeeren) oder Silage zu verpacken. Silage ist pflanzliches, fermentiertes Tierfutter in tonnenschweren Plastikballen und hat das Heu als traditionelles Tierfutter ersetzt. Man sieht die Ballen vor Bauernhöfen aufgestapelt. Beim Abdecken wie beim Silageballen wird Mikroplastik durch Beanspruchung und Verwitterung frei, worauf es in die Böden gelangt. Düngung mit Kompost, der aus mit Plastik verunreinigten Grünabfällen hergestellt wird – die gleiche Problematik. Aus dem Boden und den darin lebenden Kleintieren gelangt Mikroplastik in die Nahrungskette.
Der Deutsche Naturschutzbund NABU schätzt den Eintrag von Mikroplastik in die Böden Deutschlands auf rund 13'000 Tonnen jährlich – das mag auf den ersten Blick nicht mal als viel erscheinen, aber man sollte bedenken, dass sich dieses Material anhäuft, weil es ja eben nicht abgebaut wird. Hintergrund: Die Landwirtschaft in Deutschland verbraucht rund 1 Million Tonnen Kunststoff – für die Schweiz dürfen wir wie immer mit etwa einem Zehntel dieser Zahl rechnen. Positiver Fact: Die Recyclingquote ist in Deutschland hoch bei rund 37 %.
Über Jahrzehnte hinweg können die teils hormonaktiven Stoffe (das sind die Phtalate oder Weichmacher, die dem Plastik seine Dehnbarkeit geben) im Plastik die empfindlichen Mikro- und Kleinlebewesen in den Böden vergiften – eine schwierige Perspektive. Insbesondere, weil Plastikabdeckung auch dazu beitragen kann, dass weniger Pestizide verwendet werden!
Eine denkbare Lösung sind Bio-Kunststoffe, die beim Abbau tatsächlich keine Rückstände hinterlassen – daran wird mit Hochdruck gearbeitet, auch wenn noch keine sauberen Standards vorhanden seien, wie der zuständige Sprecher des NABU zu einer aktuellen Studie verlauten liess.
Wie fast immer lautet für uns als KonsumentInnen die Lösung: Saisonaler und regionaler konsumieren, so entsteht zumindest beim Anbau von Früchten und Gemüse weniger Bedarf an Kunststoff. Wenn man draussen unterwegs ist, die noch so kleinen Abfälle fachgerecht entsorgen, wenn der nahe liegende Mülleimer bereits voll ist, zum nächsten Laufen oder gar den Müll erst zu Hause entsorgen- so engagieren uns Bewusst gegen weniger Abfälle in den öffentlichen Räumen.