Unsere Energie beginnt im Boden

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Wie gesunde Böden, nährstoffreiche Lebensmittel und nachhaltige Landwirtschaft unsere Energie und die unseres Planeten beeinflussen.

Unsere Ernährung ist weit mehr als nur eine Kalorienzufuhr – sie ist unsere tägliche Energiequelle. Doch was oft übersehen wird: Die Qualität dieser Energie beginnt nicht erst auf unserem Teller, sondern tief im Boden. Gesunde Böden sind die Grundlage für nährstoffreiche Lebensmittel, eine widerstandsfähige Umwelt und damit auch für unsere eigene Vitalität.

Am diesjährigen Tag der Erde mit dem Motto "Unsere Energie, unser Planet" lohnt es sich, diesen Zusammenhang näher zu betrachten: Wie wir unser Land bewirtschaften, beeinflusst direkt die Energieflüsse unseres Planeten – von der Fruchtbarkeit der Böden bis hin zur Speicherung von Kohlenstoff und Wasser.

Böden als Energiespeicher

Böden sind nicht nur der Ursprung unserer Lebensmittel, sondern auch ein essenzieller Energiespeicher. Gesunde, humusreiche Erde kann Wasser speichern, CO2 binden und das Wachstum von Pflanzen fördern, die wiederum Sonnenenergie in nährstoffreiche Nahrung umwandeln. Doch industrielle Landwirtschaft mit schwerem Maschineneinsatz, Monokulturen und chemischen Pestiziden entzieht dem Boden diese Lebensenergie, lässt ihn auslaugen und führt zu erhöhter Erosion.

Der Einsatz von Pestiziden ist dabei besonders problematisch: Diese chemischen Mittel töten nicht nur Schädlinge, sondern beeinträchtigen auch Mikroorganismen und Bodenlebewesen, die für die natürliche Bodenfruchtbarkeit und damit für die Speicherung von Energie essenziell sind. Ohne diese Organismen nimmt die Bodenqualität ab, sodass Pflanzen schlechter wachsen und weniger Nährstoffe enthalten. Zudem führt die Abhängigkeit von Pestiziden oft zu einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Prozesse, wodurch noch mehr Maschinen, synthetische Dünger und fossile Energie benötigt werden.

Vielleicht denken wir beim Biss in einen saftigen Apfel nicht daran, dass ein:e Landwirt:in ihn während des Sommers mehrfach mit Pflanzenschutzmitteln behandelt hat, um Schädlinge fernzuhalten. Solche Mittel hinterlassen oft Rückstände im Boden und gelangen in unsere Nahrung und unser Trinkwasser. 2021 wurde in der Schweiz die sogenannte Pestizid-Initiative diskutiert, die ein strengeres Verbot solcher Substanzen forderte. Obwohl die Initiative abgelehnt wurde, versprach der Bundesrat, den gesetzlichen Schutz zu verschärfen – ein Prozess, der bis heute andauert.

Regenerative Landwirtschaft als Energiequelle

Regenerative Landwirtschaft setzt genau hier an: Statt Böden auszubeuten, werden sie durch natürliche Methoden wiederaufgebaut. Durch minimalen Eingriff, den Verzicht auf chemische Pestizide, Diversifizierung und Bodenbedeckung bleibt die Energie im Boden erhalten. Diese Landwirtschaftsform verbessert nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern reduziert auch den Energieaufwand für externe Dünger und Pestizide und sorgt so für einen nachhaltigeren Energiefluss in der gesamten Lebensmittelproduktion.

Bio-Landwirtschaft stösst zunehmend an Grenzen – sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich. Der Bedarf an nachhaltig produzierten Lebensmitteln ist hoch, doch die Flächen reichen nicht aus, um alle Menschen ausschliesslich mit Bio-Produkten zu versorgen. Hinzu kommt, dass biologische Produkte oft teurer sind. Regenerative Landwirtschaft kann hier eine Brücke schlagen: Sie erfordert keine strengen Labels oder Zertifizierungen, sondern basiert auf Prinzipien, die flexibel und anpassbar sind.

Zehn Tipps für energieschonendes Einkaufen

  • Regional und saisonal kaufen – So vermeidest du lange Transportwege und reduzierst den Energieverbrauch.
  • Frische, unverarbeitete Lebensmittel bevorzugen – Verarbeitete Produkte haben oft eine hohe Energie- und Ressourcenbilanz.
  • Lose Ware statt Verpacktes wählen – Spart Energie, die für die Produktion und Entsorgung von Verpackungen nötig wäre.
  • Mehr pflanzliche Lebensmittel konsumieren – Die Produktion von Fleisch und Milchprodukten benötigt erheblich mehr Energie als die von Obst, Gemüse und Getreide.
  • Einkäufe planen und Food Waste vermeiden – So reduzierst du den Energieaufwand für Produktion und Transport unnötiger Lebensmittel.
  • Fair gehandelte und nachhaltig zertifizierte Produkte bevorzugen – Sie fördern umweltfreundliche Anbaumethoden.
  • Direkt bei Produzent:innen einkaufen – Bauernmärkte und Hofläden bieten Produkte ohne lange Lieferketten.
  • Mehr regenerative Landwirtschaft unterstützen – Informiere dich über Betriebe, die ohne Pestizide und mit humusaufbauenden Methoden arbeiten.
  • Energiesparende Transportmittel nutzen – Zu Fuss, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Verkehr einkaufen spart fossile Energie.
  • Eigenen Garten oder Balkon nutzen – Selbst angebautes Gemüse spart Transportenergie und stärkt deine Verbindung zur Natur.

Deine Entscheidung für nachhaltige Energie

Unsere Einkaufsentscheidungen beeinflussen diesen Kreislauf: Wenn wir regional und saisonal einkaufen, unterstützen wir eine Landwirtschaft, die den Energiehaushalt des Planeten respektiert. Produkte aus regenerativer Landwirtschaft sind oft nicht im Supermarkt zu finden, aber auf Märkten, in Hofläden und bei spezialisierten Händlern gibt es sie. Demeter-Produkte kommen den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft am nächsten.

Die Bewegung Soil to Soul wurde gegründet, um genau diese Art von Landwirtschaft zu fördern. Ihr Ursprung liegt in der Erkenntnis, dass gesunde Böden nicht nur für die Natur, sondern auch für unsere eigene Gesundheit von entscheidender Bedeutung sind. Thomas Sterchi, der Initiator des Soil to Soul Symposiums, begann auf seiner Farm Terramay in Portugal, landwirtschaftlich geschädigte Böden wiederzubeleben – und fand in der regenerativen Landwirtschaft einen erfolgversprechenden Weg.

Nun haben nicht alle die Gelegenheit, selbst eine Farm zu betreiben – aber das Abstimmen mit dem Portemonnaie ist eine Entscheidung, die jeder von uns treffen kann. Eine bewusste Ernährung bedeutet nicht zwangsläufig, nur Bio zu kaufen, sondern auch darauf zu achten, woher unsere Lebensmittel kommen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden.

Jede Mahlzeit, die wir bewusst wählen, ist eine Entscheidung für oder gegen ein nachhaltiges Ernährungs- und Energiesystem. Gesunde Böden, vitale Lebensmittel und eine intakte Umwelt sind die Grundlage für unsere eigene Energie und die unseres Planeten.

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