Regenerative Agrikultur: Lebensmittel-produktion der Zukunft
Wachsende Bevölkerung, steigende Temperaturen und eine Landwirtschaft, die auf den Erdboden als Lebensgrundlage zu wenig Rücksicht nimmt: Diesem äusserst komplexen Problemkreis steht die regenerative Agrikultur gegenüber. Sie kann vieles – wenn wir wollen.
Auf der Farm Terramay in Portugal – wo die Idee für Soil to Soul ihren Ursprung hat – wird die ganzheitliche Auslegung der klassischen Landwirtschaft bereits gelebt. Natürlich gibt es den Ansatz längst auch in der Schweiz, sogar beim bekannten Agro-Unternehmen Jucker und zahlreichen anderen Betrieben. Wir und alle diese Landwirte wollen Ökosysteme namentlich im Boden selbst revitalisieren und sogar noch verbessern, um die Böden für die Zukunft zu erhalten. Nur: Was genau ist regenerative Agrikultur?
Die Prinzipien der regenerativen Agrikultur
-
Bodengesundheit: Lebensmittel können nur auf und in gesunden Böden nachhaltig gedeihen. Deshalb werden in der regenerativen Agrikultur möglichst wenig Hilfsmittel wie Pflüge und künstliche Düngemittel eingesetzt (sie sind aber auch nicht «verboten»). Statt dessen arbeitet man mit natürlichem Dünger und organischem Material (wie zum Beispiel Biochar, gleich Pflanzenkohle) um die Fruchtbarkeit, die Struktur und die Fähigkeit zum Wasserspeichern zu verbessern. Dies fördert auch das Mikrobiom des Bodens. Auf lange Sicht kann man derart sogar bereits geschädigte Böden regenerieren.
-
Biodiversität: Durch pflanzliche und tierische Artenvielfalt in der Produktion und durch Agroforstwirtschaft schaffen die Landwirt:innen Lebensräume für nützliche Insekten, Vögel und andere Wildtiere. Innerhalb eines diversen Ökosystems muss man nämlich viel weniger oft mit Pestiziden arbeiten.
-
Wassermanagement: Im zukünftigen Klima namentlich der südlichen Länder Europas ist ein extrem wirksamer Umgang mit Wasser absolut entscheidend. Regenwassernutzung und präzise Bewässerung minimieren seinen Verbrauch und verhindern die Erosion der wertvollen Böden – auch und besonders angesichts der zukünftig zunehmenden Starkregen. Die regenerative Agrikultur versucht, natürliche hydrologische Kreisläufe (Grundwasser) zu nutzen oder wieder herzustelllen.
-
Kohlenstoffbindung: Vielfalt im Anbau von Lebensmitteln wie auch Agroforstwirtschaft erhöhen die Bindung von Kohlenstoff im Boden durch höhere Dichte an Leben, das CO2 braucht und damit bindet. Monokulturen können so etwas nicht leisten – im Gegenteil, sie lösen zusätzlichen Verbrauch von fossilen Energieträgern, Düngemitteln und Pestiziden aus. Gesamthaft werden dank regenerativer Agrikultur weniger Treibhausgase ausgestossen und die Resilienz sowie die Fruchtbarkeit der Böden erhöht.
Gemäss einem Text auf der Webseite der bekannten Jucker-Betriebe in Zürich ist regenerative Agrikultur auf manche Weise «besser als Bio», weil mehr Möglichkeiten offen bleiben. Es gibt dementsprechend keine fixen Vorschriften und es wird kaum je ein Label «regenerative Agrikultur» geben – jeder Hof ist anders, nur schon bedingt durch seine ureigenen Böden. Auch vegan ist dieser holistische Ansatz nicht – vielmehr ist man als regenerative Produktion auf die «Mitarbeit» von Tieren angewiesen. Mit ihren Hufen, Schnauzen und Schnäbeln wie auch mit ihren Ausscheidungen tragen sie dazu bei, Böden zu lockern und zu verbessern. Und ja, die Tiere und deren Produkte werden von den Menschen, die das für sich verantworten können, irgendwann auch gegessen. Es gibt jedoch logischerweise keine industrielle Tierproduktion.
![](https://sotoso.org/media/pages/brainfood/magazin/regenerative-agrikultur-lebensmittelproduktion-der-zukunft/a06fd8fbb5-1706181837/kuh-auf-weide.png)
Es würde uns sehr freuen, euch als Freundinnen und Freunde von Soil to Soul für dieses visionäre und aufregende Konzept der Landwirtschaft begeistern zu können. Wir jedenfalls sind restlos überzeugt, mit regenerativer Agrikultur das beste Mittel zu haben, die bevorstehenden Herausforderungen auf optimale Weise meistern zu können – und zwar ohne, auf Genuss verzichten zu müssen.
Mehr darüber lesen kannst du bei Regenerativ Schweiz oder bei Agricultura Regeneratio.