Grund genug, mehr Hülsenfrüchte zu essen
Wer Leguminosen isst, machts richtig: Superfood mag ein oft missbrauchter Begriff sein – aber Bohnen, Erbsen und Linsen können mehr, als man ihnen ansieht.
Hülsenfrüchte sind ein schönes Beispiel dafür, wie der Mensch von guten Böden abhängt – und die Böden von ihm. Wenn wir Hülsenfrüchte oder Leguminosen anbauen, tun wir etwas für den Boden: Durch Symbiose mit Knöllchenbakterien reichern ihre Wurzeln atmosphärischen Stickstoff aus der Luft im Boden an und machen ihn fruchtbarer. Hülsenfrüchte sind aber auch ein hervorragendes Lebensmittel: Ihre Samen, also Bohnenkerne, Erbsen und Linsen, sind reich an Protein und Ballaststoffen, und das alles zu einem sehr günstigen Preis. Kein Wunder, waren Hülsenfrüchte schon immer ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Ernährung.
Jahrtausende der Tradition
Wie dem historischen Lexikon der Schweiz zu entnehmen ist, waren in Europa ursprünglich nur wenige Arten von Hülsenfrüchten bekannt; ihre Nutzung ist bereits zur Bronzezeit belegbar. Die heute bekannten zahlreichen Sorten der Busch- und Stangenbohnen wurden erst ab dem 16. Jahrhundert aus Amerika nach Europa eingeführt und in der Schweiz angebaut. In stark bevölkerten, zur Industrialisierung neigenden Regionen entwickelten sich Hülsenfrüchte ab dem 17. Jahrhundert und besonders während Erntekrisen im Getreidebau zunehmend zum Brotersatz. Man muss sich vorstellen, dass die Menschen vor der Industrialisierung hauptsächlich mit der Produktion ihrer eigenen Ernährung beschäftigt waren und sich jahrein, jahraus von einem Mus aus Getreide und Hülsenfrüchten ernährten, wobei diese der hauptsächliche Proteinlieferant waren. Fleisch war eine absolute Ausnahme. Und die Kartoffel kam erst im 18. Jahrhundert ins Spiel.

Schmackhaft und preiswert
Seit dem Start des aktuellen Vegetarismus-Trends werden Leguminosen in grossem Stil als Grundlage für Extrusions-Substitute genutzt, wie wir sie unter Markennamen wie Planted oder Garden Gourmet kennen. Und das ist grundsätzlich eine gute Sache. Doch wer zu kochen versteht, benötigt keine Umwege über Fabriken, um mit Leguminosen ein feines Mahl zuzubereiten. Die italienische Cucina Povera macht es uns mit dem Klassiker Pasta ai Fagioli vor, aber der indische Linsenklassiker Dal ist sättigend und unglaublich schmackhaft, wenn man ihn korrekt zuzubereiten versteht und mit etwas Knusprigem kombiniert. Bei den meisten Leguminosengerichten, von der raren Knackerbse bis zur Kichererbse, die wir eher mit orientalischer Küche verbinden, können wir heute auf regional produzierte Sorten zurückgreifen. Selbst Bio-Qualitäten kosten nicht die Welt. Wer Linsen in ihrer spannendsten Form kennenlernen möchte, sollte übrigens die Tempeh-Patties von Patrick Marxers Firma Das Pure in Betracht ziehen. In diesem Fall wird die «Verarbeitung» der Hülsenfrüchte einem besonderen Pilz überlassen, der die Proteine denaturiert und für den Menschen zugänglicher macht.

Mehr davon!
Wo ist denn das Problem? Nun, Statistiken sagen aus, dass es beim durchschnittlichen Verbrauch von Erbsen und Bohnen im Schweizer Haushalt eine Menge Luft nach oben gibt: Lediglich 360 Gramm pro Haushalt und Monat waren gemäss der Webseite Statista auf Schweizer Tellern anzutreffen – das ist buchstäblich fast nichts im Vergleich zum riesigen Potenzial der Hülsenfrüchte als Gamechanger für eine boden- und deshalb klimafreundliche Landwirtschaft. Leguminosenkulturen sind überdies widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterbedingungen wie Dürre und Hitze und können mithin dafür sorgen, dass trotz Klimawandel nicht unbedingt ein Ernährungsnotstand bevorstehen muss.
Im Rahmen des Symposiums und der Foodlabs von Soil to Soul sorgen wir dafür, dass Hülsenfrüchte auf unserem Speisezettel wieder den ihnen zustehenden Platz bekommen und dass selten verwendete Sorten im Zeichen der Artenvielfalt wieder vermehrt angebaut werden. Wenn du Teil unserer Community wirst, hast du stets Zugang zu neusten Informationen rund um boden- und klimabewusste Ernährung ohne jeglichen Verzicht auf Genuss. Wir freuen uns, wenn du dabei bist und mithilfst, unsere Message unter die Leute zu bringen.
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