Flexen mit wenig Fleischkonsum
Wer die vergangenen 15 Jahre nicht unter einem Stein verbracht hat, dem ist klar: Die globale Fleischindustrie schadet dem Klima. In einem Teufelskreis drehen sich die Sachzwänge: Mehr Menschen essen mehr Tiere, die benötigen mehr Wasser und Futter, dieser Bedarf wiederum sorgt für Abholzung, Übernutzung des Grundwassers und gigantische Monokulturen. Futter wie auch Fleisch werden derweil CO2-intensiv um die ganze Welt transportiert. Und wo Tiere in Massenhaltung ihr Leben fristen, fallen ebenfalls Schadstoffe an. Kurz: Argumente gegen das Fleischessen gibt es in sonder Zahl.
Ist deswegen ein schlechter Mensch, wer sich trotzdem ab und zu Fleisch gönnt? Kurze Antwort: nein. Längere Antwort: Nein, die sogenannte flexitarische Ernährung ist etwas vom Klügeren, das man ernährungstechnisch für sich tun kann – und man kann damit auch positiven Einfluss auf das Angebot nehmen.
Um eine vertretbare Qualität des Fleisches zu gewährleisten, sollten wir Fleisch so nah wie möglich beim Bauern kaufen, der die Tiere aufgezogen hat. Also bei einem Metzger, der seine Produzenten kennt, oder im Hofladen. So sorgen wir für möglichst kurze Transportwege. Der produzierende Bauernhof sollte wenn möglich biologisch wirtschaften, damit seine Produkte aus intakten Kreisläufen stammen und möglichst kein Futter zugekauft werden muss.
Wer sich für das Tierwohl interessiert, setzt auf Fleisch aus Mutterkuhhaltung, das ist die Viehzucht, in deren Rahmen die Jungtiere nicht von den Muttertieren getrennt werden. Kälber dürfen sich auf diese Weise anfangs mit der Milch ihrer Mutter ernähren und stellen gemäss dem Verlauf ihrer Entwicklung später auf Gras, Heu und Stroh um. Auch beim Schweinefleisch gibt es nachhaltige Initiativen, namentlich das Wiesenschwein vom gleichnamigen Luzerner Betrieb.
FlexitarierInnen können mit ihren Kaufentscheiden also genauso Einfluss auf die Märkte nehmen wie Menschen, die gar kein Fleisch essen. Sie unterstützen darüber hinaus landwirtschaftliche Betriebe, die ethisch wirtschaften und die nachhaltige Arbeitsplätze bieten. Auch in der weltweiten Bewegung namens Regenerative Agriculture spielen Nutztiere eine zentrale Rolle. Richtig eingesetzt, helfen sie dabei mit, Böden wieder fruchtbar zu machen – und dies ganz ohne Einsatz von Maschinen. Wer sich also flexitarisch ernährt, trägt dazu bei, dass die Zucht von Nutztieren für die Fleischproduktion wieder in menschlicheren Massstäben passiert. Es gilt nur ganz einfach, auf einige simple Kriterien zu achten – und von Massenprodukten mehr Abstand zu nehmen als vor einem hustenden Kleinkind.