Dieser Beitrag ist Teil unserer Kooperation mit Ruhe Visits. Wir besuchen ausgewählte Restaurants und Produzent:innen, die sich durch ihre besonders bodenbewusste Arbeit auszeichnen und erzählen ihre Geschichten.
Magdi Beiz
Beitrag in Zusammenarbeit mit Ruhe Visits
Willkommen in der Magdi Beiz
Musik dringt aus der Eingangstüre der Eisengasse 5. „Restaurant St. Magdalena“ steht in gotischen Buchstaben auf der Fassade darüber. Vor dem Haus stehen runde Tischchen, passend zur hellgrünen Fassade. Einige davon sind bereits für die Mittagsgäste gedeckt. Auf einem liegt sogar eine Zeitung. „Wir haben viele Gäste, die regelmässig kommen. Mit der Zeit weiss man einfach, was sie gerne haben“, erzählt Martina bei der Begrüssung.
Zu alten Zeiten wurde in dieser Gasse vor allem geschmiedet. Heute wird hier genossen. Das Restaurant lässt sich bis ins Jahr 1803 zurückverfolgen. Im Laufe der Jahre hat sich das Konzept immer wieder verändert. Bevor Thomas, Martina, Carla und Steffen die Magdi Beiz übernommen haben, war sie vor allem eine Beiz. „Es gab immer schon ein Restaurant im ersten Stock. Aber das Hauptgeschäft war die Bar im Erdgeschoss.“, erklärt Thomas. Heute ist es in erster Linie wieder ein Restaurant. Die Bar im Erdgeschoss ist aber geblieben. „Carlos hat das St. Magdalena vor uns rund 33 Jahre geführt. Ein echt cooler Typ. Hat immer barfuss gearbeitet“, erzählt Thomas schmunzelnd.
Eine Treppe führt hinauf ins obere Geschoss, wo das Sonnenlicht durch die Fenster in den Gastraum fällt. Das Mobiliar ist unterschiedlich, wirkt bewusst gewählt. Jedes Stück scheint eine eigene Geschichte zu erzählen. „Wir haben in der Corona-Zeit angefangen“, erzählt Martina. „Ein grosses Budget hatten wir damals nicht.“ Eingerichtet wurde mit dem, was vorhanden war und mit Hilfe von Freund:innen und Familie.

Ps. Wer nach dem Besuch Lust auf einen Spaziergang hat kann hoch zur Museggmauer. Von dort erhält man einen wunderbaren Blick über die Luzerner Altstadt, den Vierwaldstättersee und den dahinterliegenden Pilatus. Vielleicht entdeckt ihr ja sogar das Dach der Magdi Beiz.

Was Saison hat, hat Platz
Die Küche ist Thomas’ und Steffens Reich. „Sie ist nicht gross, aber es reicht für uns beide“, schmunzelt Thomas. Die Vorbereitungen für den Mittagsservice laufen. Bevor es aber losgeht, nimmt sich das Team Zeit, um sich hinzusetzen und gemeinsam zu essen. „Dann können wir gleich probieren, wie das schmeckt, was wir gleich servieren werden.“ Es gibt jede Woche ein wechselndes Mittagsmenü: Suppe oder Salat zur Vorspeise und ein Hauptgang, Fleisch oder vegetarisch. Das Menü wird jeweils eine Woche im Voraus zusammengestellt. Was gekocht wird, entscheidet das Team gemeinsam, abhängig davon, was die Saison gerade zu bieten hat. Diese Woche ist es ein Hack- oder Vegihackbraten mit Kartoffeln und Spargeln. „Wir kochen gerne und mit Fleisch, möchten aber immer eine ebenbürtige Vegi Variante anbieten können“, sagt Steffen, nimmt zwei Teller in die Hand und läuft in die Gaststube, um den ersten Gang zu servieren. Thomas und Steffen unterstützen Martina und Carla oft im Service, indem sie das Essen selbst an den Tisch bringen. Wer will, bekommt am Ende noch einen „5-Liber-Dessert“. Ein süsser Abschluss in der Grösse eines Schweizer 5-Libers.

Zweimal die Woche geht es auf den Markt. Jeweils Dienstag und Samstag. „Leider nicht mit dem Fahrrad, diese Romantik gibt es leider nicht“, lacht Thomas. „Ich habe so ein Grosi-Wägeli.“ Die Produkte stammen, wenn immer möglich, aus der Umgebung und von Produzent:innen, die sie persönlich kennen oder von denen sie wissen, wie gearbeitet wird. „Es braucht nicht zwingend ein Zertifikat oder Bio Label“, erklärt Thomas. „Viel wichtiger ist die Sorgfalt und die Art und Weise, wie gearbeitet wird.“ Ein gesunder, lebendiger Boden ist dabei zentral. „Wir verwenden auch gern Zweitwahl-Gemüse. Nur weil es nicht irgendeiner Norm entspricht, heisst das nicht, dass es schlecht ist.“ Auch bei der Verarbeitung wird darauf geachtet, dass möglichst wenig Rüstabfall entsteht. Alles, was essbar ist, soll verwertet werden.
Am Abend gibt es eine kleine Karte. Die kommt aber selten zum Einsatz. Die meisten Gäste lassen sich lieber überraschen und wählen das „Le Petit Bonheur“: ein Menü, das überraschen, aber nicht überfordern soll. Teil dieses Menüs ist oft Thomas’ Spezialität. „Mein Grossvater hat auch immer Pâté en croûte gemacht. Während Corona habe ich dieses Handwerk wieder für mich entdeckt. Zuerst nur für Freunde und Familie.“ Ein genaues Rezept gibt es nicht. „Das formt sich über die Jahre an Erfahrung. Ich mache das Handgelenk mal Pi und verwende, was gerade da ist“, sagt er, legt ein Stück auf den Teller und richtet es mit Zwiebelkonfitüre und eingelegten Gurken an.
Voller Geschichten und Herzlichkeit
„Habt ihr genug gehabt?“, fragt Martina mit einem warmen Lächeln. „Wir servieren vergleichsweise eher kleine Portionen. Aber man darf immer gerne noch nach mehr verlangen“, sagt sie und nimmt die leeren Teller zu sich. Beide zeigen ein anderes Sujet. „Wir haben einige davon. Sie stammen aus der Familie. Jeder ist ein Unikat und hat sogar einen Namen, der auf der Unterseite des Tellers steht.“
Viele Einrichtungsstücke stammen von Freunden oder aus der Familie. Die Blumenvasen hat eine Freundin getöpfert. Die Fotos an den Wänden hat ein befreundetes Paar gemacht. Sie zeigen Luzern aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. „Das Foto dort hinten zeigt unseren Lieblingsplatz“, sagt Martina und deutet auf ein Bild, das ein kleines Aussentischchen zeigt. „Es ist im Restaurant 3-Könige, wo Thomas früher gearbeitet hat, bevor wir die Magdi Beiz übernommen haben.“
Die Magdi Beiz wird wortwörtlich durch Menschen geformt. Es geht um Beziehungen, um Freundschaften, ums Zusammensein. Es wird geteilt, voneinander gelernt, sich gegenseitig unterstützt.

„Man möchte doch einfach mit Menschen, die man wirklich gern hat, am Tisch sitzen, sich in Gesprächen verlieren, gemeinsam lachen und geniessen. Man wird kurz aus dem Gespräch gerissen, wenn der nächste Gang kommt. Man probiert, und denkt sich: Wooah, das ist echt gut! Danach taucht man wieder ein.“
Ps. Wenn ihr die Magdi Beiz das nächste Mal besucht, entdeckt ihr vielleicht unser Lieblingseinrichtungsstück. Kleiner Tipp: Eine Nachbarin von Thomas und Martina hat es gestrickt. ;)
© Juni 2025 - Text: Céline Müller, Fotos: Alina Birjuk